PAPERWEIGHTS

Hier eine Auswahl meiner Paperweights. Zum vergrößern einfach auf das Bild klicken. Beschreibung zu den Bildern folgt, wenn ich mal Lust dazu verspüren sollte :-)




















































































Der Zauber des Zwecklosen

Kostbar und ein bisschen nutzlos: Briefbeschwerer aus Glas werden heute nur noch gesammelt, weil sie so schön sind

Auf ewig unerreichbar umschließt die Glaskugel ihre kleine Welt. Kunstvolle Blüten, Früchte, Schmetterlinge sind darin geborgen. So nah, und doch wunderbar entrückt. Wer fragt da schon nach Sinn und Zweck? Und doch hatten Briefbeschwerer früher auch eine Funktion. Sie verhinderten, dass Blätter bei einem Windstoß durcheinander wirbelten. Gerollte Schriftstücke hielt man mit ihnen auseinander, um sie lesen zu können.

Ein Stück Alltagskultur, das heute nur noch wenige Liebhaber findet. Ihr Augenmerk gilt gläsernen Kugeln, die auf der ganzen Welt als "Paperweights" gesammelt werden. Die Bezeichnung ist dem Wortsinn nach ("Papiergewicht") nicht ganz korrekt, hat sich aber international durchgesetzt. Paperweights waren ursprünglich eine Randerscheinung der Glasproduktion. Nachdem um 1840 die Herstellung farbigen Glases durch den Einsatz von Chemikalien kein Problem mehr für die Hütten in Europa war, nutzten Glasbläser Abfallstücke zu höchst persönlichen Experimenten. Die Querschnitte gezogener Glasstangen und Stäbchen, die an Blüten erinnern, weckten ihre Kreativität. Sie ordneten sie nebeneinander zu Blumenteppichen an, schmolzen das Gebilde schließlich in eine Glaskugel ein. "Millefiori" - tausend Blüten - hieß auch das erste Paperweight-Motiv, das öffentlich präsentiert wurde. Der Glasbläser Pietro Bigaglia aus Murano machte damit auf der Wiener Industrieausstellung 1845 Furore.

Noch im selben Jahr nahm die französische Kristallerie Saint-Louis die Produktion farbiger, gläserner Briefbeschwerer auf, die Konkurrenz in Baccarat und Clichy folgte. Doch ein Verkaufsschlager wurden die faszinierenden Produkte nie. Ihre Herstellung war aufwendig und der Kundenkreis, der Sinn und Geld für die kleinen Pretiosen aufbrachte, zu klein. Nur etwa zehn Jahre lang wurden in den renommierten französischen Glashütten "presse-papiers" produziert - nach Expertenschätzungen insgesamt nur rund 25 000 Exemplare.

Auch in deutschen Hütten wurden Briefbeschwerer hergestellt, allerdings nicht als Handelsware. Glasbläser in Böhmen, Thüringen, Bayern und im Schwarzwald schufen sie mit Billigung ihrer Arbeitgeber in ihrer Freizeit, um sie zu verschenken oder um mit ihnen in der Kneipe das Bier zu bezahlen. Als "Pausenglas", "Feierabendarbeit" und "Biergeld" bezeichnen Sammler heute diese Stücke. Sie modellierten Widmungen und Datierungen mit Kupferdraht, sie schlossen Orden, Fotos, Porzellanplättchen und Gipsfigürchen ein.

Mit der großen Auswanderungswelle Ende des 19. Jahrhunderts brachten viele europäische Glasbläser ihr Know-how in die Vereinigten Staaten, und es waren amerikanische Sammler, die die französischen Kristallhütten nach dem Zweiten Weltkrieg zur Wiederaufnahme der Paperweight-Produktion animierten. Gleichzeitig revolutionierte das Aufkommen kleiner Glasschmelzöfen die Herstellung. Glaskünstler mussten nicht länger in den Industriehütten arbeiten, sondern konnten ihre eigenen Studios einrichten. "Das Zentrum der Glaskunst liegt heute unbestritten in den USA", sagt Monika Flemming, die mit Peter Pommerencke ein Standardwerk über die Geschichte der Paperweights geschrieben hat ("Paperweights", Battenberg). Ihr Unternehmen Farfalla ist in Deutschland die erste Adresse für Sammler. Der Handel umfasst antike, moderne und zeitgenössische Paperweights.

Das Kristallwerk Saint-Louis ist das einzige der französischen Traditionsunternehmen, das heute noch jährliche Kollektionen mit fünf bis sechs Motiven herausgibt (Auflage: jeweils 75 bis 125). Preise: zwischen 750 und 2000 Euro. Baccarat hat im vergangenen Jahr diesen Zweig eingestellt. "Es gibt kaum noch Glasbläser, die die hohe Kunst beherrschen", erklärt Monika Flemming.

Die Händlerin rät Neueinsteigern, auf Qualität und nicht auf Quantität zu setzen. "Bloß nicht mit antiken Stücken beginnen", denn Anfänger könnten deren Qualität und Preiswürdigkeit schwer einschätzen. "Ein einziges geknicktes Blütenblatt kann den Wert schon mindern." Besser man beginnt mit zeitgenössischen Arbeiten aus dem Fachhandel.

Sammlungen finden sich im Musée du Verre in Lüttich und im Buchheim Museum in Bernried/Starnberger See. Die besten Kollektionen jedoch sind in den USA zu Hause, etwa die Arthur Rubloff Collection im Art Institute of Chicago.

Info: Flemming und Partner,

Tel. 08151/78080; www.farfalla.de